Antonio Pigafetta über das erste Treffen mit einem Patagonier aus: "Die erste Reise um die Erde" |
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Hafen S. Julian, März 1520 Wir fanden, diese Inseln hinter uns lassend, in 49°
30' südlicher Breite einen guten Hafen und beschlossen, hier zu überwintern
und die der Weiterfahrt günstige Jahreszeit abzuwarten. Zwei Monate
vergingen, ohne dass wir einen der Einwohner des Landes zu sehen
bekamen, und allmählich zweifelten wir nicht mehr daran, dass wir
uns in einem unbewohnten Lande befanden. |
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Dieser Mann war so groß, dass ihm der Kopf des größten von uns nur bis zum Gürtel reichte. er war schön gewachsen und besaß ein rot bemaltes Gesicht. Die Augen waren von einem gelben Kreis eingerahmt, und zwei herzförmige Flecken zierten seine Wangen. Die wenigen Haare waren weiß gefärbt. Sein Mantel, aus Pelzwerk zusammengesetzt, stammte von einem Tier, das, wie wir später oft genug feststellen konnten, in diesem Lande in großen Scharen lebt. Dieses Tier hat den Kopf und die Ohren eines Maultieres, den Leib eines Kamels, die Beine eines Hirsches und einen Pferdeschweif. Auch wiehert es wie ein Pferd [*; Foto]. Mit der Haut des Tieres hatte der Riese die Füße umwickelt. In der Hand hielt er einen kurzen starken Bogen, dessen Sehne, ein wenig dicker als eine Lautensaite, aus den Därmen desselben Tieres gefertigt war, und kurze Pfeile aus Schilfrohr, die an einem Ende gefiedert waren. Sie glichen den unsrigen, nur dass sie anstelle einer eisernen Spitze eine aus weißem und schwarzem Feuerstein hatten. Aus demselben Stein stellen diese Wilden Werkzeuge her, mit denen sie Holz bearbeiten. |
zitiert nach: Antonio Pigafetta: Eine erste Reise um die Erde. Hrsgg. und übers. von Robert Grün. Edition Erdmann bei Thienemanns. Stuttgart 1983, S. 69-70.