Wilhelm-Busch-Wettbewerb 2001

Die Teilnahme am Wilhelm-Busch-Wettbewerb, alljährlich seit 1997 vergeben vom Wilhelm-Busch-Gymnasium Stadthagen, von der Stiftung Sparkasse Schaumburg, der Schaumburger Landschaft, den Schaumburger Nachrichten und Kultur Stadthagen e.V.; war für mich die Möglichkeit, dem größten und wahrhaftigsten Dichter Deutschlands meine Reverenz zu erweisen: "Wilhelm Busch, you're the man!"
Edgar Lösel (2004)

Geehrte Damen, liebe Herrn,
Gedichte schreiben tu ich gern.
Drum findet, bitteschön, anbei
meine Beiträge, derer drei.


Krieg und Frieden

'Wozu sind denn Kriege da?',
hört man Liedermacher singen,
Landgewinnung, ist doch klar,
kann aber auch Kohle bringen.


G. William Bush

In Texas lebt ein Gouverneur
wenn der mal da geblieben wär'!
Die Todesstrafe find't er fein,
Sein Blick ist stumpf, sein Herz ist rein.

Von diesem Manne geht die Mär
mit dem Verstand wär's nicht weit her.
Doch hat ihn das nicht abgehalten,
die stärkste Weltmacht zu verwalten.

Sein Amt auf breiter Basis ruht,
knapp 1000 Stimmen, das gibt Mut!
Sei knapp gewesen, Florida?
O nein, sein Bruder herrscht doch da!

Sein Lieblingsthema: Krieg der Sterne,
ja, aufrüsten, das tut er gerne.
Kyoto, Klimakatastrophe?
Nein, sparen, das ist nur für Doofe.

Und dumm, das ist er schließlich nicht,
vielleicht im Geiste etwas schlicht.
Vertraut drum dem Beraterstab
den's schon bei seinem Vater gab.

Die Steuern hat er schon gesenkt,
Milliarden hat er da verschenkt.
Am liebsten aber macht er das:
Schaut tief und viel zu tief ins Glas.

Genug nun, Nörgler, haltet Stille,
hier sprach doch nur des Volkes Wille.
Ihr habt, auch wenn ihr's selbst nicht spürt,
den Präsident, der Euch gebührt.


Morgenland

Der Abend naht im Sachsenland,
aus mancher Feder wohlbekannt.
Früher lebten hier die Preußen,
doch will das heute nichts mehr heißen.

Beseelten Schrittes läuft der Skin
zu seinen sieben Kumpels hin.
Der Prügel schwingt, die Kette rasselt,
dieweil der laue Regen prasselt.

Ein Gruß, nach oben fliegt die Hand,
denn deutscher Brauch ist hier bekannt.
Und aus der Flasche schießt mit Kraft
der helle kühle Gerstensaft.

Es ist ein sichtlicher Genuß,
doch wird's getrübt vom Regenguß.
Statt also länger noch zu stehen,
wendet man sich bald zum Gehen.

In der U-Bahn ist es trocken
dortselbst schon and're Leute hocken.
Der Türke gleich zur Tür sich stellt,
wo es besser ihm gefällt.

Doch will der Skin gern gastlich sein
und zieht den Türken wieder 'rein.
Nun selbiger ihn mißversteht
und rasch nach draußen sich verzieht.

Laut berstend bricht die Tür entzwei,
den andern ist es einerlei.
Nicht ohne Hast die Jagd beginnt,
der Ali flitzt schon wie der Wind.

Die Stiefel hallen auf dem Stein,
der Türke ist jetzt ganz allein.
Der Wind umstreicht die Glatze kühl,
dem Türken wird es langsam schwül.

Da hinten fährt ein Polizist,
der aber zu beschäftigt ist.
Hier ein sich mischen ist gefährlich,
der Türke ohnehin entbehrlich.

Was auch die Dumpfsten rasch erkennen,
Der Muselmane, der kann rennen,
Er wechselt flink von Ort zu Ort,
Doch was reißt ihm den Boden fort?

Sein Seitenstechen muß nicht sein,
fiel einem der Verfolger ein.
Der Pflaserstein, den er dann fand
hat Raser-Ali rasch gebannt.

Der Ali sieht, am Boden liegend,
die Ketten sich in Händen wiegend,
Die Augen, blutumflort, sich weiten,
erkennen alle Einzelheiten.

Dann rammt der Skin ganz schlicht,
die Faust dem Türken ins Gesicht,
Sein Nasenbein zerbrechen tut
Genauso wie sein Kampfesmut.

Fäuste, Prügel und die Kette,
eifern fröhlich um die Wette,
Nur schwach verdünnen Alis Tränen
die freigesetzten Blutfontänen.

Man hoert Krachen, Bersten und Splittern,
sieht den Ali Beben und Zittern.
Und prügelt der Prügler den Prügel entzwei,
das macht nichts, er hat ja 'nen zweiten dabei.

DIE kennen keine weichen Teile.
Gewaltversonnen, doch in Eile,
kommen Passanten, machen mit:
Schnell noch ein fieser, fester Tritt.

Zu rasch ist Alis Licht erloschen,
doch wird noch munter draufgedroschen.
Die Meute, eifrig, gar nicht scheu,
Zermalmt, was übrig ist, zu Brei.

Die Skins dann ihrer Wege zieh'n,
der Türke möcht' jetzt nicht mehr flieh'n.
Ali auf nasser Straße ruht,
leis' rinnet nur sein dunkles Blut.

Die Nacht sich senkt im Sachsenland,
wo arme Teufel hin verbannt.
Ganz kürzlich lebten hier Germanen
und schwenkten schwarz-weiß-rote Fahnen.

'Dat war ja nett' denkt sich die Meute,
Und 'Unerhört!' die and'ren Leute.
Ein Döner könnt' uns jetzt behagen,
Vor der Moral kommt ja der Magen.


© Edgar Lösel und non volio 2001