Science Poetica 2002

Dieser Wettbewerb, in dem Wissenschaftler den Zauber ihrer eintönigen Verrichtungen und den matten Zauber der Forschung besingen solten, wurde von den Initiatoren offensichtlich für eine solch gute Idee gehalten, dass sie sogar eine Drucklegung der besten eingesandten Beiträge erwogen hatten. Doch unvermutet zogen sich die Veranstalter von ihren vollmundigen Versprechen zurück und der gedruckte Jahreskalender mit Poesie aus Wissenschaftlerhand mutierte zu einem Internet-Adventskalender. Sechs der 24 Türchen konnte ich besetzen. Eins meiner Gedichte fand gar zweimal Eingang in den Kalender! Es beruhigt mich, zu wissen, dass sich Qualität in den Tagen der seelenlosen Massenfertigung immer noch durchzusetzen vermag.
Edgar Lösel (2004)


Alles ist relativ

Das Universum in seinen Weiten
ist rätselhaft, kaum zu bestreiten.
Doch EINSTEIN hat ihm den Mythos entrissen:
Wir haben seither ein gewaltiges Wissen.
Wir können sagen, wieviel Sternlein stehen.
Wir erklären, warum Sonnen vergehen:
Schwarze Löcher, Supernovae und mehr
mit SEINER Gleichung ist's nicht mehr schwer.
Gravitationswellen zeigen der Wissenschaft dann
was EIN STEIN für Wellen schlagen kann.


Die Pfade der Erkenntnis

Gesetze wie mit Laserlicht
in uns're Welt hineingeschrieben,
verleih'n der Wissenschaft Gesicht,
und das was Forscher angetrieben,
bahnt sich verwegen seinen Weg,
vom Brennpunkt bis in Schwarze Löcher,
vom Unsichtbaren bis ins All,
nur weiter, weiter, noch und nöcher!


Ohne Titel

Der Forschergeist ist meistens da,
wo sonst vor ihm noch keiner war.


Dualismus

Das Licht auf Doppelspalten fiel,
als Welle gab's ein Schattenspiel.
Beschränkt man es auf einen Spalt,
so macht es als Partikel halt.
Und wenn ein Elektron es wagt
durch einen Spalt sich als Partikel plagt.
Versteht's doch, bei zweien, zu interferieren,
als Welle die Quantenmechanik zu illustrieren.


Auf jeden Fall

Die Wissenschaft hat festgestellt,
das Schwerkraft einen Fall enthält,
der auf dem Boden dieser Welt,
sowohl für Beulen sorgt als uns auch hält,
damit wir nicht plumpsen in das All,
denn das wär nicht mal Newtons Fall.


© Edgar Lösel und non volio 2002